Heraldik
Heraldik – die Wissenschaft von Wappen, ihrer Herkunft und Geschichte sowie den Regeln der künstlerischen Gestaltung und Beschreibung von Wappen. Ihr Name stammt von dem im Mittelalter verwendeten lateinischen Wort heraldus – Herold. Die Herolde waren die Schöpfer der Prinzipien für die Gestaltung und Verwendung von Wappen sowie der farbigen Darstellungen der ersten mittelalterlichen Wappen in den sogenannten Wappenrollen.

Die Wappen, die im 12. und 13. Jahrhundert aufkamen, wurden unter anderem dem Rittertum zugeordnet, das häufig an Ritterturnieren, aber auch an Schlachten, Versammlungen usw. teilnahm. In dieser Zeit entstanden zudem Wappenrollen, die auf Staats-, Landes- und kirchliche Institutionen bezogen waren. Wir finden auch Wappen damaliger Herrscher und des Adels aus anderen Ländern. Das Wappen als Erkennungszeichen sollte lesbar, detailgenau und unverwechselbar sein. Die Darstellungen von Wappen erschienen und erscheinen bis heute auf Münzen und Siegeln. Ein wertvolles Zeugnis stellen zudem Memoiren von Personen dar, die sich mit einem bestimmten Wappen identifizierten.
Zu den ältesten und gut erhaltenen Wappenbüchern gehören:
- das französische Wijnbergen Armorial aus den Jahren 1265–1288 mit 1312 farbigen Wappen von Familien aus Spanien, Frankreich, Flandern, Brabant und Deutschland,
- das englische Herald’s Roll aus dem Jahr 1280 mit 892 Wappen sowie das Camden Roll mit 270 Wappen,
- die französische Role d’armes du Herault Vermandois aus den Jahren 1285–1300 mit 1076 französischen, aragonesischen, flämischen und deutschen Wappen,
- die englische Falkirk Roll aus dem Jahr 1298 mit 111 Wappen englischer Ritter, die in der Schlacht von Falkirk am 22. Juli desselben Jahres gegen die Schotten kämpften,
- das niederländische Wapenboek Gelre (1369–1396) mit 1755 Wappen aus fast ganz Europa, darunter die ältesten bekannten polnischen Ritterwappen,
- das flämische Armorial Bellenville aus dem späten 14. Jahrhundert mit 1722 Wappen,
- das rheinische Manuskript Uffenbach’sches Wappenbuch aus dem späten 14. Jahrhundert mit 640 Wappen aus Frankreich, Burgund, Spanien, England, der Lombardei, dem Elsass, Rheinland, Schweiz, Franken, Bayern und Österreich,
- die Chronik des Konzils von Konstanz (1414–1418) mit Wappen von Kardinälen, Bischöfen, Meistern von Ritterorden, Fürsten, Grafen, Baronen und Rittern,
- das Manuskript Complainte des herauts d’armes aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, das sich durch seine schöne heraldische Zeichnung und Detailgenauigkeit auszeichnet,
- das deutsche Wappenbuch Donaueschinger Wappenbuch von 1433 mit 1100 farbigen Wappen von Fürsten, Habsburger Besitzungen, Rittern aus Frankreich, Spanien, Böhmen, Schlesien und Polen,
- das deutsche Wappenbuch Ritters und Burgers zu Konstanz von Konrad Grünenberg aus dem Jahr 1483 mit etwa 2000 Wappen,
- das österreichische Wappenbuch Jorg Rugenn’s Wappenbuch von 1492 mit über 3600 Wappen von Päpsten, Königen, Kurfürsten, Erzbistümern und Grafen aus Deutschland, Österreich und Böhmen,
- das deutsche Wappenbuch Siebmacher, New Wappenbuch von 1605 mit 3000 Wappen aus Deutschland, dem Elsass und der Schweiz,
- das umfassendste Werk der Heraldik Neuer Siebmacher, begonnen 1854 und bis 1964 veröffentlicht, mit fast 100 Bänden, die Wappen aus ganz Europa sowie die Geschichte der Heraldik und Terminologie enthalten,
- das Baltisches Wappenbuch von 1882 mit fast 800 Familienwappen aus den baltischen Ländern, Schweden, Deutschland, Polen, Litauen und Kurland,
- das niederländische Wappenbuch Armorial General (1884–1887) mit Beschreibungen von fast 116.000 Wappen aus ganz Europa.
Es gibt auch eine Liste institutioneller Wappenbücher, darunter:
- Lehensbuch des Bistumes Basel von 1441 mit 95 vollständigen Wappen der Lehnsmänner des Bistums Basel,
- Lehensbuch des Grafen Kraft VI. von Hohenlohe (1476–1503), in dem Wappen mit Silber und Gold dargestellt sind,
- das französische Lehnwappenbuch Terrier des vassaux de comte de Clermont en Beauvaisis (1373–1374) mit 1700 Wappen,
- das Heroldsbuch des Julischer Hubertusordens mit über 1000 Wappen, darunter die Wappenschilde der Ritter des Hubertusordens.
Eine reichhaltige Liste von Wappenbüchern wird durch regionale Wappenrollen ergänzt, darunter:
- die Wappen von Herrschern und Rittern einzelner Länder im französischen Armorial General von 1696,
- englische regionale Wappenbücher: Holland Roll von 1310 mit 94 Wappen, The Great Parliamentary Roll von 1312 mit 1100 Wappen und Cooke’s Ordinary von 1340 mit 646 Wappen,
- das italienische Wappenbuch Codice Trivulziano di Milano (1460) mit einer umfangreichen Sammlung lombardischer Wappen,
- deutsche Wappenbücher: Berliner Wappenbuch (15. Jahrhundert) mit fast 900 Wappen, hauptsächlich aus Österreich; Leipziger Wappenbuch mit 602 Wappen von Kurfürsten, Kaisern und Rittern; Grunwald’sches Wappenbuch mit 515 Wappen, darunter Stadtwappen; Miltenberger Wappenbuch mit etwa 1700 Wappen von Bischöfen, Rittern und Städten.
In Polen wurde das erste heraldische Werk Klejnoty in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts von Jan Długosz verfasst. Es enthält Beschreibungen von 71 Familienwappen. Ein interessantes Beispiel ist das Manuskript Stemmata Polonica, das 116 farbige Wappen von Adels-, Landes- und Bischofswappen enthält. Weitere wichtige Werke sind Gniazdo cnoty (1578) und Herby rycerstwa polskiego (1584) von Bartosz Paprocki, in denen zahlreiche Wappen auf Holzschnitten dargestellt sind.
Ein bemerkenswertes Werk außerhalb Polens ist das russische Wappenbuch Obschtschij Gierbownik Dworjanskich Rodow Wsierossijskoj Imperii, das in zehn Bänden zwischen 1803 und 1840 veröffentlicht wurde. Es enthielt etwa 5000 Wappen, bis die bolschewistische Revolution die Veröffentlichung weiterer zehn geplanter Bände verhinderte.
Quelle: Wielka Księga Heraldyki, Alfred Znamierowski, Wyd.
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Genealogie
16.02.2025
Genealogie – die Wissenschaft von der Verwandtschaft, die familiäre Bindungen verschiedener Personen aufzeigt und die Geschichte von Familien illustriert. Der Begriff Genealogie stammt aus dem Griechischen von den Wörtern “gens” – Geschlecht und “logos” – Wissenschaft. Sie ist eine historische Hilfswissenschaft, ähnlich wie Heraldik, Sphragistik, Numismatik oder Paläographie.
Seit den frühesten Zeiten der Antike kann man ein Interesse an Verwandtschaftsbeziehungen und Vorfahren beobachten. Spuren davon finden sich unter anderem in Mesopotamien, Griechenland oder Ägypten. Auch im Mittelalter erstellten mehr oder weniger bedeutende Rittergeschlechter oder Dynastien ihre Stammbäume. Eine besondere genealogische Erinnerung zeichneten die skandinavischen Völker aus, was sich unter anderem in den isländischen Sagas widerspiegelt. Im 19. Jahrhundert erhielt die Genealogie eine neue, wissenschaftliche Bedeutung. In größerem Umfang entstanden durch Gründlichkeit und Sorgfalt wissenschaftliche Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet. Genealogisches Wissen und Interesse an der Familiengeschichte dominierten lange Zeit unter den Eliten. Die Innenräume von Palästen und Schlössern wurden nicht nur mit Porträts von Vorfahren, sondern auch mit Stammbäumen geschmückt. Dies diente dem Glanz und der Einzigartigkeit einer Familie. In den unteren sozialen Schichten und bei verarmtem Adel war die Erinnerung an die Vorfahren rudimentär, da Wissen darüber selten an die nächste Generation weitergegeben wurde.
In Polen waren genealogisch-heraldische Werke mit der Figur von Bartosz Paprocki verbunden, der zum Vorreiter dieser Disziplinen an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert wurde. Er verfasste auch Wappenbücher des polnischen, schlesischen, tschechischen und mährischen Adels. Später erschienen mehrere Werke, die sich jedoch stärker auf die Heraldik als auf die Genealogie konzentrierten. Zu nennen sind Werke von Szymon Okolski, Wacław Potocki, Kasper Nieciecki und Jan Nepomucen Bobrowicz. An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert erschienen Arbeiten von Adam Boniecki, Seweryn Uruski, Teodor Żychliński und Oswald Balzer. Nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigten sich unter anderem Włodzimierz Dworzaczek und Kazimierz Jasiński mit der Genealogie. Diese Wissenschaft wurde an der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert noch populärer. Man könnte sogar sagen, dass sie heute in Mode ist – eine Art Renaissance dieses Bereichs. Heute kann man problemlos Bücher oder Ratgeber zu diesem Thema finden. Das Internet als Wissensquelle ermöglicht die Entstehung neuer sozialer Netzwerke und Gruppen, die sich mit Genealogie befassen. Es ist jedoch zu beachten, dass Genealogie eine große Herausforderung darstellt, da sie Geduld, Konsequenz und vielschichtige Untersuchungen erfordert.
Oft fragen wir uns, wie und womit wir genealogische Forschungen beginnen sollen. Am besten wäre es, Wissen über unsere Familie von den ältesten noch lebenden Familienmitgliedern einzuholen, die als Ausgangspunkt für unsere Forschungen dienen können. Eine ausgezeichnete Methode ist auch die Anfertigung einer Skizze des Stammbaums. Vielleicht finden wir in unseren privaten Unterlagen Dokumente, die eine unbestreitbare Quelle über unsere Vorfahren darstellen. Dazu können Geburts-, Heirats- oder Sterbeurkunden gehören. Ebenso können Beschreibungen, Notizen, Briefe oder Tagebücher uns auf den richtigen Weg bringen. Eine weitere wertvolle Quelle sind Dokumente, die in Pfarrämtern aufbewahrt werden. Wenn unsere Nachforschungen über einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren hinausgehen, müssen wir ein Archiv aufsuchen, das entsprechende Akten zur Verfügung stellt. Es ist ein Fehler, genealogische Recherchen mit der Durchsicht von Wappenbüchern zu beginnen, da viele Familien denselben oder ähnlich klingenden Nachnamen haben. In Polen sind Wappen oft Dutzenden oder Hunderten von Familien zugeordnet, was zu Fehlern führen kann, wenn es darum geht, festzustellen, ob ein bestimmtes Wappen tatsächlich zu einer bestimmten Familie gehört oder nicht. Ebenso wichtig ist es zu prüfen, ob einzelne Teile einer Genealogie korrekt und fehlerfrei erstellt wurden oder ob sie möglicherweise voller Irrtümer und Ungenauigkeiten sind.
Eine weitere wertvolle Quelle sind Passagierlisten von Schiffen, die beispielsweise während der industriellen Revolution nach Amerika segelten, als neue Gebiete dieses Kontinents besiedelt wurden. Auch Fotos sind ein interessanter Weg, um unsere familiäre Genealogie zu überprüfen – sie können sowohl Familienmitglieder als auch das Familienhaus darstellen. Eine oft aufschlussreiche Informationsquelle sind alte Karten, die uns zeigen, wie die Umgebung, in der unsere Vorfahren lebten, ursprünglich aussah. Es ist wichtig zu beachten, dass Nachnamen keine unveränderlichen Konstanten sind. Im Gegenteil, sie entwickeln sich oft weiter und verändern ihren ursprünglichen Namen. Eine Verwechslung von Personen mit demselben Nachnamen kann dazu führen, dass ein fremder Familienzweig mit unserem verbunden wird. Alle Nachnamen haben grundsätzlich drei Herkunftsquellen: sie leiten sich von Ortsnamen, Vornamen oder allgemeinen Wörtern ab. Familiennamen können mit einem Vorfahren verbunden sein, der oft unbewusst zum Gründer oder Namensgeber einer Familie wurde. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Phänomen der schrittweisen Polonisierung deutscher Nachnamen beobachtet. Manchmal waren Spitznamen und Beinamen der Ursprung eines Nachnamens. Ebenso oft entstanden Nachnamen aus den Berufen, die damals ausgeübt wurden.
Nicht jeder konnte sich eine künstlerische Darstellung der Familiengenealogie leisten. Eine alternative Form war das Aufkommen von Genealogietafeln, bei denen feste Symbole verwendet wurden. Um eine solche Genealogietafel zu erstellen, wurden Daten über direkte Vorfahren sowohl in der männlichen als auch in der weiblichen Linie gesammelt. Das Ergebnis ist der sogenannte Vorfahrennachweis. Jeder Vorfahr hat seinen Platz und eine zugewiesene Nummer, unabhängig davon, ob diese Person bekannt ist oder nicht. In diesem System erhalten Männer gerade Zahlen und Frauen ungerade Zahlen. Die Person, von der die Genealogietafel ausgeht, wird als Proband bezeichnet. Entscheidend ist, dass bei der Erstellung einer Genealogietafel die von Genealogen entwickelten Prinzipien beachtet werden. Notariatsregister sind ebenfalls eine bedeutende Informationsquelle zur Ermittlung der finanziellen Situation von Vorfahren und Verwandten. Auch Friedhöfe und Grabinschriften sind eine wertvolle Quelle für genealogische Recherchen.

Quelle: https://www.kimonibyli.pl/drzewo-genealogiczne/
Dieser Artikel basiert auf dem Buch von Paweł Bogdan Gąsiorowski mit dem Titel “Genealogia nie tylko dla początkujących”, Warschau, 2023, sowie auf dem Werk von Ryszard T. Komorowski “Ilustrowany przewodnik heraldyczny”, herausgegeben von Bellona, Warschau, 2007.